Montag, 19. April 2021

Rezension: THAT SUMMER THERE WAS NO HONEY (blackmagazin.com)

LLOVESPELL haben für mich, zusammen mit RADIO EICHENLAUB und ANTLERS MULM, immer zur Speerspitze des „irgendwie sehr coolen“ Labels Sonderübertragung! gehört, nun ist nach „Places“ bereits das zweite Album auf dem ebenfalls sehr sympathischen  Wrotycz Records Label erschienen, wo ja einige frühere SÜ-Bands und zudem auch das CASIA Projekt von STEPHAN SPEER eine Heimat gefunden haben. Der Digipak ist schick und schlicht, quasi weiß auf grau und auch klanglich fühle ich mich gleich nicht nur an „gute alte Zeiten“ erinnert, sondern höre auch schnell, dass LLOVESPELL etwas zu sagen bzw. „erklingen“ haben und nicht nur Altbewährtes – dies aber auch – zu Gehör bringen. Elektrisch, unaufdringlich und sanft melodiös begrüßt uns „Straight up in time“ zunächst geradezu als Ambient-Track, der gegen Ende dann Rhythmus und Fahrt aufnimmt. Deutlich beat- und v.a. stimm-orientierter geht es bei „Child in red“ weiter und auch beim folgenden „Longing for elsewhere“ macht es große Freude, dem kühlen Sprechgesang MANDIE K.s zu lauschen, der, gepaart mit der ebenfalls eher kühlen elektronischen Musik, in ähnlichen musikalischen Gefilden unterwegs ist wie z.B. NOVEMBER NÖVELET oder auch manche der song-orientierten APOPTOSE-Ttracks. Ganz besonders gefällt mir dieser Gesang beim vierten Stück, während das fünfte Lied eher durch einen härteren und treibenden Rhythmus auffällt und gefällt. Ja, irgendwann einmal wieder wird es auf die Tanzfläche gehen! „That summer“ ist dann das erste Stück, das, wie ich finde, ganz neue Saiten aufgezogen hat: Die Stimme ist hier geloopt bzw. geradezu zerhackt und wird quasi als Rhythmus-Instrument eingesetzt, was eine durchaus potenziell hypnotische Wirkung entfaltet. Deutlich ruhiger und trotz der elektronischen Klänge irgendwie „akustisch“ und etwas verspielt beginnt „Stay“, welches dann jedoch, sobald sich Beats, Noise und Männergesang einschalten, zu einem eher dunklen, geradezu kalten und ebenfalls sehr gut tanzbaren Track wird. „I dream so quietly of you“ ist dann einerseits wieder eher traditioneller bzw. so, wie ich LLOVESPELL (damals auch LOVELSPELL) kennen lernte, andererseits aber auch eines der schönsten Lieder. Musik und Stimme erzeugen und zelebrieren eine herrlich melancholische Stimmung und doch sorgt u.a. der leichte knarzende Rhythmus  dafür, dass man eben nicht nur traurig zu Boden blickt, sondern auch aus dem Fenster (oder sonstwohin – und sei es nur im Traum) und sich womöglich dazu im Takt wiegt. Wer einen Anspieltipp braucht, hat hier einen! Der zweite Teil von „Straight up in time“ leitet uns dann mit einer etwas kürzeren und mehr von Stimme und Schlagzeug geprägten Version aus „That summer was no honey“ heraus, wenn man es nicht, wie durchaus vorstellbar, auf Repeat hört. Nicht nur einfach so gut, wie zu erwarten war, sondern richtig, richtig gut!  (flake777)